Ich sehe mich gerade ein wenig um zum Thema street photography: das ist sehr spannend! Und viel komplxer als zunächst gedacht. Erster Zugang war nämlich: na ja, da verbringen Leute viel Zeit auf den Straßen und schnappen ab und zu einen interessanten Moment. So einfach ist‘s aber weder „theoretisch“ noch gar praktisch!

 

street photography

street ist so alt wie photography: manche der ersten noch erhaltenen Fotos zeigen Alltagsszenen. viele (einflussreiche) Fotografen haben immer wieder auch streetfotografiert – zu allen Zeiten. Und Fotografie (Fotografen) hat (haben) nicht zuletzt durch streets Aufmerksamkeit und Wirkung bis Ruhm erlangt. Als Kunstform bzw. Künstler.

street photography ist ganz allgemein: nicht inszenierte Fotografie im öffentlichen Raum – jeder, der rausgeht (oder rein) und fotografiert, ist fast schon ein Straßenfotograf, wenn auch noch nicht unbedingt ein guter oder interessanter. street photography ist etwas näher gefasst: nicht inszenierte Fotografie von alltäglichen Szenen im öffentlichen Raum. „Szenen“ sind dann: Momentaufnahmen aus sozialem, urbanen, individuellen Umfeld, Alltag und Leben … manchmal wird street photography auch noch enger gefasst als: nicht inszenierte Fotografie von Menschen. Das wäre mir ein wenig zu eingegrenzt.

Zufall oder Absicht?

street photography fängt Augenblicke ein, oft zufällige Szenen. Wenn sie gut ist, dann sind die Bilder allerdings doch nicht völlig zufällig und ganz beliebig, sondern haben als Moment-Aufnahmen Atmosphäre, Tiefe … sind einzigartig, authentisch und doch auch allgemein. Wie geht das?
Wenn man den Bekenntnissen und Ratschlägen von Straßenfotografen glauben darf, so entsteht ein wirklich gutes „street“ aus einem (doch auch glücklichen) zusammentreffen von zufall, geduld und übung (vorausahnung, reaktionsschnelligkeit) und angepasster technik(en). und trotzdem straßenfotografie nicht inszeniert, kann ein bild also doch irgendwie „gewollt“ und „gemacht“, mindestens wie gedacht „erwischt“ sein. was man tun kann für ein „bestimmtes“ bild: ort und zeit wählen, standpunkt und perspektive (licht unter gegebenen bedingungen), kamera und einstellungen und: den moment des auslösens. also doch ganz schön viel. und der unbeeinflussbare rest vom bild: sorgt immer wieder für spannung.

 

Kreativität

ist gefragt, auch hier also. und zeit braucht‘s: ebenso. gute straßenfotos wollen, bei aller zufälligkeit, gesehen und erarbeitet werden: erlaufen, erahnt, erjagd … je nach interesse oder entwicklungsstufe wählt man dann eine 200er brennweite, hat einen engen, konzentrierten bildausschnitt, ein interessantes gesicht vielleicht, und bleibt als „jäger“ selbst unentdeckt … oder man nimmt das 35er, geht damit einerseits offen und nah ran, hat so aber andererseits auch umfeld, eine ganze szenerie.

 

Ethik

ein gutes straßenfoto ist oft ein „intimes“ bild: zeigt menschen ganz bei sich oder situationen sehr nah und offen. wenn es denn ein gutes, ernst gemeintes bild ist, bleibt es gleichzeitig immer auch voller respekt im moment und für die würde der menschen. das kann man geradezu sehen in den bildern, es macht sie aus … und besonders. dabei geht es nicht um die frage, was erlaubt ist, ob der fotograf hier oder da hätte fragen oder verzichten müssen. gefragte bilder sind oft nicht mehr authentisch, sind alles mögliche, aber nicht „street“, und verzichtete bilder sind mal: gar nichts.

 

Technik

wie man‘s macht, macht man‘s richtig: dem würde ich inzwischen zustimmen. auch hier unterscheidet sich street photography von anderen (kommerziellen) bereichen der fotografie. denn das ergebnis heiligt die kameraeinstellungen. von nur manuell bis vollautomatisch kann alles richtig sein, wenn/weil es aktuell besser funktioniert. und inhaltliche qualität ist wichtiger als technische makellosigkeit. rauschen, unschärfen, verwacklungen, fehlbelichtungen: alles irgendwie erträglich, wenn … nein, auch streets dürfen natürlich technisch okay sein.
ein schneller autofokus sei wichtig, kann man hören: um im augenblick die wichtigen dinge auch tatsächlich scharf zu bekommen. oder: fokussiere manuell, sogar vorweg, und warte auf das, was dir dann vor die kamera und in den schärfebereich läuft.

 

Praxis

probieren geht auch hier über studieren. eigene erfahrungen mit street photography sind überaus spannend, aufregend, belebend, lehrreich. das suchen, schauen, lauern, zweifeln, rumdrucksen, probieren, mut fassen … fördern   die eigene kreativität und fotografischen fähigkeiten. und ab und zu gibt‘s auch mal ein gutes foto. also: immer wieder raus in die straßen, zu den menschen!

 

Links

Sehr sehens- und lesenswerte Webseiten, Blogs, Bücher finden sich zum Beispiel hier:

digital-photography-school.com
erickimphotography.com
street-photography-hamburg.siegfried-hansen.de
mittleresgrau.de
street-photographers.com
thomasleuthard.com
urbanpicnic-streetphotography.com